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Igel allgemein

Igelstation & Co


>> Allgemeine Infos <<




Zunächst einmal: wir nehmen unsere Aufgabe als Tierschützer und Igelstation sehr ernst. Verdammt ernst. Wir sind rund um die Uhr zu erreichen. Wenn es über Festnetz nicht klappt, dann ruft auf Handy an.

Dieser Menuepunkt wird immer mal wieder ergänzt, denn im Zuge vieler Anrufe die uns erreichen ist deutlich zu erkennen, daß die allermeisten Mitbürger nach wie vor nicht viel vom Igel wissen. Im Zeitalter des Internets könnte man sich innerhalb kürzester Zeit Informationen holen, aber es wird oft nach "Uroma's Ratschlägen" mit dem Igel umgegangen.

Igel sind in einem Karton oder einem Eimer nicht gut aufgehoben.
Igel dürfen aus Sicherheitsgründen weder auf Nagerstreu noch auf Heu sitzen.
Igel dürfen keine Milch bekommen, auch keine verdünnte Milch.
Igel sind keine Vegetarier, d.h. mit einem Apfel können sie nichts anfangen.


Was uns ganz furchtbar ärgert, sind Leute die teils vermeintlich hilfsbedürftige, teils tatsächlich hilfsbedürftige Igel einsammeln, sie in irgendeinem Kaninchenkäfig im Garten aufgewahren und sich erst einige Tage später melden.
Wenn wir ihnen dann erklären wie der Igel wirklich untergebracht und versorgt werden muß damit er eine Überlebenschance hat, wird es manches Mal still am anderen Ende. Sobald sich die Leute gefangen haben, bereden wir die weitere Vorgehensweise. Nur wenige Igelfinder nehmen dann die korrekte Versorgung und Unterbringung ihres Igels auf sich.
Bei den meisten Igelfindern nimmt das Gespräch eine seltsame Wendung. Plötzlich sind sie bereit nahezu alles zu tun für ihren Igel. Unterbringung, Versorgung, Reinigung des Käfigs, eben das A-Z der Igelversorgung sind auf einmal kein Problem mehr. Aber eine eMail-Adresse die uns für das Zusenden von Info-Unterlagen genannt wird, funktioniert nicht. Ruft man die Igelfinder an, wird die eMail-Adresse nicht etwa korrigiert, sondern es heißt "macht nix, wir suchen uns das aus dem Internet raus". In dem Moment wird klar, daß der Igelfinder mit dem Igel Blödinn machen wird, ihn entweder raus setzt in den sicheren Tod, oder falsch versorgt, was ebenfalls i.d.R. mit dem Tod des streng geschützten Tieres enden wird.


Auf unserer Homepage erfährst Du einiges, was irgendwie mit dem Stachelritter zu tun hat.
Hast Du sonst noch Fragen? Dann melde Dich bitte bei uns.




"Erstversorgungsanleitung"
Das ist eine äußerst knifflige Sache, denn "die" Anleitung gibt es nicht. Wir können Euch aber an dieser Stelle sehr wohl den ein oder anderen Tip geben. Es muß je nach Fundumstand gehandelt werden und schon die Erstversorgung muß stimmen damit der Igel die bestmöglichen Chancen bekommt.

Das was Ihr hier lest, reißt das Thema nur an.
Wenn Ihr einen Igel beobachtet von dem Ihr vermutet, daß er in Not sein könnte, ruft bitte umgehend eine Igelstation an, schildert die Situation und bittet um Rat.

Grundsätzlich sollte jeder hilfsbedürftige Igel so bald wie möglich von jemandem angesehen werden der sich mit Igeln auskennt, damit Ihr die richtigen Hilfestellungen mit auf den Weg bekommt. Viele Igel werden uns erst nach 2, 3 oder noch mehr Tagen gemeldet oder gebracht, für viele Igel kommt dann leider jede weitere Hilfe zu spät.

Welcher Igel ist hilfsbedürftig?
Als Faustregel kann gelten, daß ein Igel der schneller läuft als Ihr, eigentlich keine Hilfe benötigt. Wie bei jeder Regel gibt es auch schon mal eine Ausnahme, aber als Faustregel passt das schon.
Selbstverständlich ist z.B. ein verletzter Igel auch dann hilfsbedürftig, wenn er schnell fortläuft.

Körpertemperatur
Wenn Ihr einen hilfsbedürftigen Igel aufgenommen habt, prüft zunächst seine Temperatur. Nein, nicht mit dem Thermometer. Nehmt ihn einfach auf die Hand. Ist sein Bauch kühler als Eure Hand, dann ist er unterkühlt und braucht dringend Wärme.
Bitte keine Heizdecke!! Für den Anfang genügt ein Handwärmer. Das sind diese kleinen Dinger mit Knackchip im Innern. Handwärmer halten aber nicht lange warm, also dürft Ihr Euch gleich auf die Suche nach einer Wärmeflasche machen. Diese muß gut handwarm sein - sowohl Handwärmer als auch Wärmflasche in ein Handtuch einschlagen, Igelchen drauf legen und mit einem leichten Tuch zudecken. Mikrofasertücher sind ideal. Ihr müsst aber drauf achten, daß der Igel bei Bedarf der Wärmequelle ausweichen kann, d.h. das ausbruchsichere Behältnis muß so groß sein, daß neben Wärmflasche, Futter- und Wassernapf auch genügend Platz ist damit der Igel sich neben die Wärmflasche legen kann. Solange der Igel die Wärmflasche annimmt, muß sie rund um die Uhr regelmäßig erneuert werden um eine gleichmäßige Wärme zu gewährleisten.
Es genügt NICHT, den unterkühlten Igel in einem Karton in ein warmes Zimmer zu stellen. Er braucht zwingend direkte Wärme. Von Körnerkissen raten wir ab. Rotlicht/Wärmelampe ist gefährlich. Am besten funktioniert es mit Wärmflaschen.

Parasiten
Während Ihr die Temperatur von dem Igel prüft, untersucht ihn so gut wie möglich. Aber bitte nicht auf Biegen und Brechen. Ist er zusammen gerollt oder rollt er sich zusammen wenn Ihr ihn untersuchen wollt, dann lasst es gut sein. Schaut ihn Euch aber trotzdem - so gut es dann eben geht - rundherum an und sucht ihn ganz besonders nach Verletzungen und Fliegeneiern-/maden ab. Sollte er Fliegeneier oder -maden haben, müsst Ihr sie sofort mit einer stumpfen Pinzette abzupfen oder mit einer weichen Zahnbürste abbürsten.
Unterschätzt bitte niemals den Schaden den Fliegenmaden anrichten können. Gelangen sie in eine Körperöffnung, fressen sie den Igel bei lebendigem Leib von innen auf!! Besonders während der warmen Jahreszeit ist diese Gefahr für verletzte oder schwache Igel äußerst hoch!!

Man kann getrost davon ausgehen, daß jeder Igel Flöhe, Zecken und Innenparasiten, also Würmer, hat. Wen der Igel stabil ist, könnt Ihr Flöhe mit Jacutin-Spray behandeln. Das ist ein Läusespray (für Menschen) das in der Apotheke rezeptfrei zu bekommen ist. Der Igel wird kurz damit eingesprüht, den Kopf natürlich aussparen, und schon purzeln die Flöhe. Egal wie heftig der Befall ist, sprüht ihn zumindest vorerst kein zweites Mal ein. Und ganz wichtig: auf dem Beipackzettel steht geschrieben, daß (das Kind) dann abgeduscht werden muß. Bitte macht das nicht mit dem Igel!! Abgesehen davon, daß baden für einen Igel obermäßig viel Stress bedeutet, muß das Jacutin nicht abgebraust werden.
Nutzt niemals ein Puder, da der Igel es beim Speicheln schluckt und es ihm mit Sicherheit nicht gut bekommt. Wir haben mehrere Igel gebracht bekommen die vom Finder oder ihrem Tierarzt mit Flohpuder bedacht wurden und bald gestorben sind. Eine Rettung ist nicht mehr möglich, wenn sie zu viel von dem Puder aufnehmen.
Nach unseren Erfahrungen ist Jacutin das allerbeste Mittel gegen Flöhe, wir nutzen es ausschließlich. Bei schwachen Igeln solltet Ihr zunächst nach Möglichkeit auf ein Entflohungsmittel verzichten. Ist der Flohbefall aber zu massiv, könnt Ihr ein Tuch mit Jacutin einsprühen und den Igel kurz darin einwickeln. Kurz. Und immer den Kopf aussparen.

Zecken entfernt Ihr bitte ausschließlich mit einer Pinzette oder einer Zeckenzange. Bitte kein Mittel zur Zeckenbekämpfung anwenden. Und geht nicht zu penibel vor - entfernt die großen/größeren Zecken die zügig zu erwischen sind. Es wird u.U. noch viele winzige Zecken geben, die könnt Ihr vorerst vernachlässigen um den Igel so schnell wie möglich zur Ruhe kommen zu lassen.

Würmer bitte nur bei massivem Befall behandeln lassen. Und wichtig: niemals (wirklich NIEMALS!!) einen schwachen oder kleinen Igel entwurmen lassen. Solltet Ihr mit Eurem Igel zu einem Tierarzt gehen, dann achtet bitte peinlichst genau darauf, daß der Igel NICHT entwurmt wird, egal was der Tierarzt dazu meint - er/sie kann diesbezüglich bitte gerne jederzeit mit uns Kontakt aufnehmen. Leider wird in den allermeisten Tierarztpraxen immer noch auf Verdacht entwurmt, was vielen Tieren unnötig den Tod bringt. Auf dem Lehrplan steht der Igel nicht, ein Tierarzt kennt sich also oft genug ebensowenig mit dem Thema aus wie Ihr. Laßt immer erst eine Kotprobe untersuchen damit der Tierarzt die Wurmart und die Befallstärke bestimmen kann. Nicht jedes Mittel hilft gegen jeden Wurm. Für die Kotprobe sammelt über 2-3 Tage von verschiedenen Häufchen ein Stückchen ein, da nicht mit jedem Häufchen Würmer/Wurmeier ausgeschieden werden. Als eindeutiges Anzeichen für Lungenwürmer wird Husten angesehen. Ein hustender Igel kann aber auch "nur" einen wurmunabhängigen Infekt haben. Oder er hat sich schlicht verschluckt. Und wenn er mal hustet oder einen nur schwachen Befall hat, muß nicht gleich entwurmt werden.
Das Mittel das gerne ohne vorherige Kotuntersuchung gegen vermutete Lungenwürmer verabreicht wird, wird in den allermeisten Fällen nur 1x gespritzt. Das ist falsch, denn es muß nach 48 Stunden wiederholt werden, weil die Wirkung auf die Würmer sonst witzlos ist. Das mal ganz nebenbei.

Futter/Getränk
Bietet dem Igel Katzenfeuchtfutter an. Ein wenig Igeltrockenfutter, Haferflocken oder Weizenkeime drüber gestreut wäre als Ballaststoff perfekt, ist aber für die erste Mahlzeit nicht so wichtig.
Als Getränk ausschließlich Wasser. Bietet keinem Igel Milch an. Weder Aufzuchtsmilch noch Katzenmilch noch Kuhmilch noch Kaffeesahne. Auch nicht verdünnt!! Igel vertragen keine Laktose. Kommt jetzt aber bitte nicht auf die Idee, ihm laktosereduzierte oder laktosefreie Milch zu geben.
Wenn der Igel frisst und trinkt, habt Ihr schon viel gewonnen. Das kann sich aber auch wieder ändern, also wiegt Euch nicht zu sehr in Sicherheit.
Wenn er nicht frisst, meldet Euch bitte spätestens nach einigen Stunden bei uns (Ihr wisst ja nicht, wie lange er schon ohne Futter war, d.h. wie geschwächt er u.U. ist).

Sonderfall Igelsäuglinge/-babies
Auch mit knapp 200g kann ein Igeljunges noch säugen, es geht also u.U. noch nicht (zuverlässig) an Katzenfeuchtfutter. Säuglinge gehören in Fachhände, bitte haltet sie wie oben beschrieben warm und nehmt umgehend Kontakt auf zur nächsten Igelstation. Gebt ihnen allenfalls ein Schlückchen lauwarmen Fencheltee zu trinken. Das muß allerdings mit nadelloser Spritze geschehen, denn Säuglinge und auch manche Jungigel trinken noch nicht aus einem Napf. Gebt auch Igelsäuglingen keine Milch zu trinken. Keine Aufzuchtsmilch, keine Katzenmilch, keine Kuhmilch, keine Kaffeesahne, und was es sonst an Milch gibt. Es gibt nach unseren Erfahrungen nur zwei Sorten (spezielle und laktosereduzierte) Aufzuchtsmilch die von den Babies vertragen wird. Sie müssen rund um die Uhr warm gehalten und alle 2-3 Stunden gefüttert werden. Zum Füttern gehört auch das sogenannte Toiletting, also das Massieren vom Bäuchlein damit die Verdauung angeregt wird und die Igelchen sich lösen können. Toiletting ist überlebenswichtig.

Und schließlich das Pflegeprotokoll. Für den Anfang genügt es, wenn Ihr die Infos auf einem Stück Papier notiert. Ganz wichtig sind die Fundumstände, denn bei manchem Igel kann die Kenntnis darüber lebensrettend sein. Und das Gewicht muß im Auge behalten werden.










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